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Deutsche Wirtschaftsweisen im Konjunkturtal

David Schah (04.04.2005)

Der Wirtschaftsweise Professor Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Franz (Jahrgang 1944) war bislang nicht unbedingt als Sozialpopulist aufgefallen. Erst kürzlich, am 8.3.2005, äußerte er sich im Deutschlandfunk kritisch zu keynesianischen Konjunkturprogrammen: „Diese Konjunkturprogramme à la Keynes, die haben wir ja nun gehabt, denken Sie an Ostdeutschland, denken sie an unsere ganzen Exporterfolge, das waren ja letztlich auch Konjunkturprogramme und die haben in diesem Sinn ja nichts gebracht [...]. Ein zusätzliches Konjunkturprogramm würde ja wieder eine zusätzliche Verschuldung bedeuten und wiederum noch mehr die Maastricht-Kriterien verletzen.“

Doch in den letzten Wochen scheint Franz sich bei seinem Weisenkollegen, dem Hardcore-Keynesianer Peter Bofinger, infiziert zu haben. Gegenüber der „Welt“ forderte Franz eine Strafgebühr für „Jobvernichter“. Und mit Jobvernichter meinte Franz, der auch Präsident des staatlich alimentierten ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung) ist, mitnichten Gewerkschafter, Bürokraten und Politiker, sondern diejenigen Unternehmer, die Mitarbeiter entlassen. Sein Vorschlag: Unternehmen mit hohen Entlassungsraten sollen mit höheren Beträgen zur Arbeitslosenversicherung belastet werden.

Damit scheint Franz in den Chor derer einzustimmen, die glauben, dass Unternehmer ihre Mitarbeiter nur so zum Spaß oder aus Menschenverachtung entlassen oder deswegen, weil es grundsätzlich eine direkt proportionale Relation zwischen Unternehmensgewinn und Mitarbeiterentlassung gebe. Nach dieser verqueren Logik müsste eine Firma, die auf ein 1-Mann-Unternehmen heruntergeschrumpft ist, den größtmöglichen Gewinn einfahren, da sie keinerlei Mitarbeiter mehr am Hals habe.

Die Einsicht, dass ein Unternehmer genau dann aus betriebswirtschaftlicher Vernunft neue Leute anstellen muss, wenn er Gewinne macht und expandiert und gleichzeitig die Kosten für Rationalisierungen nicht geringer sind als die Anstellung neuer Arbeitskräfte, scheint auf deutschen Wirtschaftsprofessorstühlen weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein. Dass in Deutschland im Vergleich zu den allermeisten westlichen Industrieländern die Kosten für neue Arbeitskräfte die Kosten für Rationalisierung bei weitem übersteigen würden, bewirkt indes, dass es sich selbst bei konstant steigenden Unternehmensgewinnen hierzulande in sehr vielen Fällen immer noch nicht lohnt, neue Arbeitskräfte anzustellen. Und die hohen Lohnkosten sind politikgemacht, sie sind die Folge von Flächentarifverträgen, Kündigungsschutz und vor allem der horrenden Sozialabgaben.

Jetzt die Unternehmer für ihre betriebswirtschaftliche Vernunft zu bestrafen, würde die Entlassungsspirale eher beschleunigen und die Arbeitslosenrate erhöhen. Erstaunlich, dass der scheinbare Anti-Keynesianer Franz diesen Zusammenhang nicht sehen will und – angesichts entsprechender Umfragen politisch durchaus wohlfeil – in das Anklagelied gegen die Unternehmer einstimmt, als wollte er sogar Lafontaine sozialpopulistisch überholen. Aber vielleicht war ja alles nur ein Versehen, und Franz hatte sich nicht in seiner Eigenschaft als Wirtschaftsweiser, sondern als Wirtschaftswaise geäußert.


Links:

Welt-Gespräch mit Franz
Arbeit


 



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Herausgeber:
Libertäres Institut Bonn

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