Viele
Wissenschaftler und Kommentatoren haben sich auf meine Gesamtzahl
von 174 Millionen Demozid-Opfern
im letzten Jahrhundert bezogen. Ich versuche nun darzulegen,
warum ich nun eine größere Revision dieser Gesamtzahl
vornehmen muss, und zwar aufgrund von zwei Büchern. Das
eine ist „Wilde
Schwäne“ von Jung Chang und das andere „Mao“,
welches Jung Chang zusammen mit ihrem Mann Jon Halliday geschrieben
hat. Ich bin nun davon überzeugt, dass Mao selbst Stalin
toppt, was das Ausmaß des Bösen angeht.
Seitdem
ich mein Buch „China’s
Bloody Century“ geschrieben hatte, war ich von folgenden
Mao zuzuschreibenden Demozid-Gesamtzahlen ausgegangen:
Zeit
des Bürgerkrieges 1923-1949: 3,466 Millionen
KP-Herrschaft zwischen 1949-1987: 35,236 Millionen
Auch
einige andere Wissenschaftler und Forscher hatten bereits
vorher die Gesamtzahl der betreffenden Demozid-Opfer auf 60
bis 70 Millionen beziffert. Auf die Frage, warum meine eigene
Demozid-Zahlen vergleichsweise gering ausfielen, hatte ich
geantwortet, dass ich nicht die große Hungersnot 1958-1961
eingerechnet hatte. Aufgrund der auf englisch erschienenen
Studien zu diesem Thema glaubte ich, dass die Hungersnot bedingt
war durch
1.
den „Großen Sprung nach vorn“, als Mao bei
der Produktion von Eisen und Stahl mit dem Westen mithalten
wollte;
2. den Zwangsverkauf in der Landwirtschaft, der alle Bauern
dazu zwang, ihr Land, ihr Vieh, ihre Werkzeuge und ihre Häuser
aufzugeben, um in streng reglementierten Kommunen zu wohnen;
3. die Übertreibungen bei Meldungen zur Agrarproduktion
seitens der Kommunen und Distriktleiter aus Angst vor den
Konsequenzen für nicht erfüllte Quoten;
4. den konsequenten Glauben ranghoher Kommunisten, dass Nahrungsmittel
im Überfluss produziert und exportiert werden könnten,
ohne die Bauern auszuhungern;
5. Doch es gab auch Berichte von reisenden hohen Funktionären,
die andeuteten, dass Bauern an bestimmten Orten hungern könnten.
6. Es wurde auch ein Prüfteam aus Peking gesendet, das
dann von einem Massensterben berichtete.
7. Daraufhin stoppte die KP Chinas den Export von Nahrungsmitteln
und begann, das Nötigste zu importieren, um die Hungersnot
zu beenden.
Daher
glaubte ich, dass Maos Politik zwar für die Hungersnot
ursächlich war, dass er darüber aber zunächst
falsch informiert war und dass er, nachdem ihm dies bewusst
worden war, seine Politik änderte. Deshalb, so folgerte
ich, war dies kein Demozid. Andere wiederum haben diese Politik
als Demozid gewertet, während ich dies für eine
zu saloppe Anwendung der Begriffe Massenmord, Genozid oder
Politizid (sie benutzten nicht den Begriff Demozid) hielt.
Sie hatten jedoch recht und ich nicht.
Aufgrund
der Mao-Biographie, der ich traue (angesichts Hunderter von
Interviews, die Chang und Halliday mit kommunistischen Kadern
und früheren hohen Funktionären geführt haben
und auch angesichts des sehr breiten Bibliographieverzeichnisses),
kann ich nun sagen, dass Maos durch seine Politik die Hungersnot
bewusst herbeigeführt hat. Er wusste von Anfang an von
der Hungerkatastrophe. Und ihm war es buchstäblich egal!
Und er versuchte, dem Volk noch mehr Nahrung abzunehmen, um
sein Streben nach internationaler Macht zu finanzieren, wurde
aber dann von einer Versammlung von 7.000 Top-KP-Mitgliedern
überstimmt.
Die
Hungersnot war also absichtlich herbeigeführt worden.
Welcher Preis an Menschenleben wurde dafür bezahlt? Ich
hatte geschätzt, dass 27 Millionen Chinesen verhungert
oder an Folgekrankheiten gestorben waren. Andere schätzten
die Opferzahlen auf 40 Millionen. Chang und Halliday setzen
38 Millionen Opfer an, und aufgrund ihrer Quellen stimme ich
dieser Zahl zu.
Nun
muss ich die Gesamt-Demozidzahlen, die sich auf meinen Webseiten,
Blogs und Publikationen tummeln, ändern. Die Summe des
kommunistischen Demozids vor und nach der Machtübernahme
von Mao auf dem Festland beträgt somit 3,446 Millionen
plus 35,226 Millionen plus 38 Millionen = 76,692 Millionen
oder rund 77 Millionen Ermordete. Das ist nun näher dran
an den 65 Millionen Opfern, die im Schwarzbuch des Kommunismus
errechnet wurden, und auch an Changs und Hallidays Schätzung
von „weit über 70 Millionen“.
Das
übersteigt die 61,911 Millionen von der Sowjetunion zwischen
1917 und 1987 Ermordeten sowie die von Hitler zwischen 1933
und 1945 ermordeten 20,946 Millionen.
Ein
Vergleich mit Maos blutiger Herrschaft und allen 34,021 Millionen
gefallenen Soldaten in allen Kriegen zwischen 1900 und 1987,
einschließlich der beiden Weltkriege, des Vietnam- und
Koreakriegs sowie der mexikanischen und russischen Revolution
zeigt, dass Mao alleine mehr als doppelt so viele Menschen
umgebracht hat, als Soldaten in all diesen Kriegen gefallen
sind.
Meine
Gesamtsumme für alle Demozide auf der Welt zwischen 1900
und 1999 muss nun korrigiert werden. Ich schätze sie
also nun auf 212 Millionen Ermordete, wovon kommunistische
Regime allein 148 Millionen auf dem Gewissen haben. Auch diese
Zahl ist mit der Zahl der gefallenen Soldaten zu vergleichen:
Kommunisten haben vier mal mehr Menschen umgebracht als im
Krieg gefallen sind, während es insgesamt gesehen sechs
mal mehr Demozidopfer gibt als Gefallene.
Lasst
uns die Freiheit einläuten!
Rudolph
Rummel ist emeritierter Geschichtsprofessor und hat den Begriff
„Demozid“ geprägt.
Weitere
Infos:
Powerkills
(Demozid-Forschungsergebnisse)
Joyphim (weitere Infos)
Blog von Rudolph
Rummel
Interview
mit Rummel in "eigentümlich frei"
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