Leicht gekürzte Übersetzung des Beitrags
auf der Website von Johan Norberg
Stellen
Sie sich folgende Szene vor: Sie gehen in ein Restaurant,
und der Ober bringt Ihnen die Speisekarte. Aber irgendwas
stimmt nicht. Auf der Karte haben Sie eine sehr große
Auswahl zu recht niedrigen Preisen. Sie können aber sehen,
dass die anderen Tische eine Karte bekommen, auf der die Auswahl
viel kleiner, dafür aber die Speisen viel teurer sind.
Sie bitten also den Ober, dass er auch Ihnen die Auswahl begrenzen
und die Preise erhöhen möge, zumindest solange auch
alle anderen Restaurantbenutzer nicht mehr Wahlfreiheit und
niedrigere Preise akzeptieren.
Was
würde der Ober wohl daraufhin sagen? Dass Sie bekloppt
sind? Ich denke nicht. Ich denke, er würde sagen, dass
Sie ein hochrangiger Unterhändler bei einer Handelskonferenz
sind.
Denn
das entspricht genau der Art, wie die Länder der Welt
auf der WTO in Hongkong miteinander verhandeln. Man hat völlig
vergessen, wozu multilaterale Verhandlungen überhaupt
da sind, nämlich ausländische Unterstützung
zur Öffnung der eigenen Märkte zu erhalten. Der
größte Vorteil des Freihandels ist doch, dass er
unseren Konsumenten eine größere Auswahl zu niedrigeren
Preisen bietet, und dass er unsere Wirtschaft durch mehr Wettbewerb
und Spezialisierung effizienter macht.
Ein
völliger Freihandel in der Landwirtschaft und die Abschaffung
von Subventionen würde die OECD-Länder ungefähr
760
Millionen $ pro Tag einsparen lassen und es möglich
machen, dass Ressourcen dort genutzt werden, wo dies am effizientesten
möglich ist, statt dass man etwa Zucker dreimal teurer
herstellt als den Zucker, den wir von anderen kaufen könnten.
Und auch die Entwicklungsländer würden laut einer
neuen FAO-Studie
von ihrer eigenen landwirtschaftlichen Liberalisierung
enorm profitieren.
Und
dennoch verweigern sich sowohl reiche als auch arme Länder
der Liberalisierung, solange nicht die anderen damit anfangen.
Sie denken, dass es ein kostbares Recht darstelle, die eigene
Wirtschaft zu schädigen und die Wahlfreiheit der eigenen
Bevölkerung einzuschränken, und sie geben dieses
„Recht“ nur auf, wenn andere es umso mehr aufgeben.
Diese
bizarre merkantilistische Logik, die sich schon vor 200 Jahren
als falsch herausstellte, ist leider von NGOs wie Oxfam
wiederaufgewärmt worden, welche zwar fordern, dass
die reichen Länder ihre Märkte öffnen sollten,
wobei sie aber diese Forderung als entgegenkommende Wohltat
seitens der reichen Länder verstehen. Ich hatte Oxfams
Einmischung in die Handelsdebatte früher begrüßt,
aber es stimmt mich traurig, nun zugestehen zu müssen,
dass Oxfam sehr dazu beigetragen hat, das nötige Verständnis
dafür zu unterminieren, dass es sich beim Handel nicht
um ein Nullsummenspiel handelt.
Und
so wird Hongkong das dritte der letzten vier WTO-Treffen sein,
das in einem Fiasko enden wird.
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