Die Bahn will nach Hamburg umziehen. Eigentlich ein ganz normaler
Vorgang. Jedes Unternehmen kann seinen Firmensitz selbst festlegen.
Doch die Deutsche Bahn AG ist nicht irgendein Unternehmen.
Sie befindet sich zu 100% im Bundesbesitz. So wird der Umzug
zum Politikum. „Strukturpolitische“ Argumente
werden wichtig. Aus der Hauptstadt, die ohnehin pleite ist,
soll sich nicht noch ein Unternehmen verabschieden. Dagegen
soll die Bahn in Hamburg die defizitäre Hamburger Hochbahn
und die Hafenbetriebsgesellschaft übernehmen - auch das
wird von den Hamburger Politkern strukturpolitisch begründet.
Spätestens hier wird deutlich, was staatliches „Eigentum“
anrichtet und wie kompliziert es ist, der Folgen Herr zu
werden. Staatseigene Unternehmen sind eigentlich keine Unternehmen.
Sie dienen allen möglichen Zielen, unter denen die
Gewinnerzielung nur einen untergeordneten Platz einnimmt,
wenn sie überhaupt von Interesse ist. So spielen auch
die Kosten kaum eine Rolle. Wünsche der Politik, etwa
nach neuen Bahnhöfen, können ohne Rücksicht
auf Verluste erfüllt werden.
Die einzige Lösung dieser unwirtschaftlichen Gemengelage
ist natürlich die Privatisierung. Doch die ist nicht
so einfach, weil sich Unternehmensstrukturen herausgebildet
haben, die es unter Marktbedingungen nie gegeben hätte.
Dazu zählen die übermäßige Integration
von Geschäftsfeldern, die sich jetzt nur schwer trennen
lassen, die Überbeschäftigung, die nicht am Markt
entstandenen Preise, die bei den Kunden falsche Erwartungshaltungen
erzeugen usw.
Der Staat garantierte lange Zeit Monopole. Diese werden
jetzt mit aller Macht verteidigt. Die Kontrolle der Bahn
über das Schienennetz z.B. lässt Wettbewerb weitgehend
zur Farce werden und sorgt für einen stabilen Mittelzufluss
in Form von Subventionen. Die Abtrennung wäre die einzige
Lösung, um die Altlasten der Staatswirtschaft zu überwinden.
Die größten Gewinne fährt die Bahn im Nah-
und Regionalverkehr ein - hier sind die Bundesländer
die Kunden.
Der aktuelle Konflikt zwischen Berlin und Hamburg hat noch
eine weitere Facette. Die Bahn soll in Hamburg zwei Unternehmen
übernehmen, die sich im Landeseigentum befinden. Nun
ist die Privatisierung zwar ein löbliches Anliegen,
doch die Kontrolle über den städtischen Nahverkehr
(verspricht auch in Zukunft satten Subventionszufluss und
macht es Wettbewerbern schwer) und die Hafengesellschaft
(stärkt das Netzmonopol) ist ordnungspolitisch vollkommen
kontraproduktiv.
Übrigens hat sich bei der Bahn Allianz für den
Umzug, für die Übernahme der beiden Hamburger
Unternehmen und gegen die Abtrennung des Streckennetzes
gebildet, die viel Unheil verspricht: Bahn-Vorstand, Hamburger
Senat und Gewerkschaft Transnet. Das kann nur auf Kosten
des Wettbewerbs und damit der Kunden gehen.