Home
Kurzmeldungen:
Auto
Essen
Familie
Film
Finanzen
Gesundheit
Küchentipp
Kultur
Multimedia
Politik
Reise
Sport
Wirtschaft
Wissenschaft
Verschiedenes:
English Lesson
Freiheitsforum
Satire
Spiele
Frequent Links:
Air Berlin
Bahn
comdirect
FAZ
Germanwings
GMX
Hapag Lloyd
LewRockwell
liberty ideas
MSN
Novo
Spiegel
w:online
web.de
Welt
Weltwoche
Wikipedia
Yahoo

 

Roland Baader: Geld, Gott und Gottspieler.
Am Vorabend der nächsten Weltwirtschaftskrise.

Eine Rezension von Kristian Niemietz (13.04.2005)

Weltwirtschaftskrise

Roland Baader hat wieder zugeschlagen! Der wortgewaltige Autor, der in den letzten Jahren so gut wie alle Spielarten des Kollektivismus mit messerscharfer Feder seziert hat, wendet sich diesmal einer kaum beachteten, aber nicht minder gefährlichen Variante zu: dem monetären Sozialismus der Zentralbanken und des IWF. Mit dem theoretischen Rüstzeug von Ludwig von Mises, Murray N. Rothbard und Friedrich von Hayek im Gepäck geht er der Frage auf den Grund, was eigentlich Geld ist – und warum es in staatlichen Händen zur gefährlichen Waffe wird.

Gleich zu beginnt fällt Baader mit der Tür ins Haus mit einem Statement, das auch Ökonomiekundige überraschen wird: Unsere staatlichen Papierwährungen sind kein Geld. Geld ist nie per Dekret eingeführt worden, sondern hat sich im Frühstadium fast aller Kulturen spontan und freiwillig gebildet. Akteure auf Realtauschmärkten entdeckten es als Vorteil, Güter zunächst über den Umweg eines leichter tauschbaren Gutes zu handeln, dass Eigenschaften wie Haltbarkeit, beliebige Teilbarkeit, universale Beliebtheit usw. besser erfüllte. Ein einziges Gut kristallisierte sich im Laufe der Zeit heraus, meist Gold oder Silber. Aus einem Gebrauchsgut ist dann ein Tauschmedium geworden. Die „Kaufkraft“, die dieses Medium heute hat, bestimmt, wie viel morgen davon nachgefragt werden wird. Die Nachfrage morgen wird, zusammen mit dem Angebot, die Kaufkraft morgen bestimmen. Die wiederum bestimmt die Geldnachfrage übermorgen, diese die Kaufkraft übermorgen und so fort.

Durch diese Verkettung lässt sich der Wert einer Geldeinheit theoretisch von jedem Zeitpunkt ausgehend zurückverfolgen bis zu dem Tag, als es noch kein Geld war, sondern um seiner selbst willen nachgefragt wurde (das Mises’sche „Regressionstheorem“). Das Echo dieses Gebrauchswertes kann so bis heute nachhallen. Anders könnte Geld nie eingeführt werden, denn welchen Gegenwert in Waren sollte der Emittent auf einen Schein schreiben? Er müsste alle Güter, die es in der Ökonomie gibt, auflisten, mit der jeweiligen Menge davon, die der Schein wert sein soll. Dazu aber müsste er alle relativen Preise kennen, und die können niemandem jemals bekannt sein.

So aber zirkulierten Gold und Silber, oder Aufbewahrungsscheine davon, Jahrhunderte lang problemlos als staatsfreie Währungen. Auch als staatliche Notenbanken das Geld schließlich nach einigen erfolglosen Versuchen bei sich monopolisierten, war es zumeist noch auf dem Goldstandard, der immer noch jahrzehntelang fast konstante Preise ermöglichte. Mit dem ersten Weltkrieg aber wurde dieser fallen gelassen, und die Notenbanken konnten beginnen, ungedecktes Scheingeld („Fiat Money“) aus vollen Rohren zu feuern. Bis heute.

Tatsächlich? Sind die Zentralbanken nicht längst unabhängig und auf Stabilität des Preisniveaus bedacht? Sind nicht Euro, Dollar und Yen stabile Währungen und die Inflation sehr niedrig? Kaum. Denn erstens sind die Aktien- und Immobilienblasen unserer Zeit nichts anderes als eine Form der Inflation, da „easy Money“ zu riskanten Spekulationen verführt. Zweitens müssten bei Steigerungen der Produktivität eigentlich die Preise sinken. Selbst eine ausgewiesene Inflationsrate von Null würde dann also nur bedeuten, dass Geldentwertung und produktivitätsbedingte Preissenkungen einander gerade ausglichen.

Was bewirkt die fortwährende Vermehrung des Geldes? Glaubt man der Konjunkturtheorie der „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“, der Baader angehört, so ist diese die Ursache von Konjunkturzyklen. An einem staatsfreien Geldmarkt würde sich ein Marktzins (der „natürliche Zins“) bilden. Dieser wäre das wichtigste aller Preissignale, da er das Verhältnis zwischen Investitionen und Konsum (die „Produktionsstruktur“) und das Verhältnis zwischen Investitions- und Konsumgüternachfrage (die „Zeitpräferenzrate“) in Einklang bringen würde. Erhöht der Staat die Geldmenge, so sinkt der tatsächliche Zins unter den natürlichen Zins. Durch dieses falsche Signal steigt der Investitions- zu Lasten des Konsumanteils, die Produktionsstruktur wird verzerrt und passt nicht mehr zur Zeitpräferenzrate. Ein künstlicher Investitionsboom setzt ein, aber irgendwann können die Überkapazitäten im Investitionsgüterbereich nicht mehr profitabel sein und müssen abgebaut werden.

Es kommt zur Rezession, die nach dieser Auffassung nicht per se etwas schlechtes ist, sondern die leider notwendige Bereinigung der vorangegangenen Verzerrungen. Lässt sich die Geldmenge beliebig vermehren, so muss der Druck auf den Emittenten, dem Abschwung mit monetärer Expansion entgegenzutreten, unerträglich sein, auch dann, wenn dieser „unabhängig“ ist. Eine neuerliche Erhöhung der Geldmenge aber wird nicht nur den strukturellen Heilungsprozess aufschieben, sondern genau jene Verzerrungen der Produktionsstruktur, die erst zur Krise geführt haben, noch weiter verstärken!

Der Kater nach dem Exzess wird trotzdem unvermeidlich sein, und je länger er hinausgezögert wird, desto schlimmer wird er werden. Baaders Befürchtung: Wird, wie seinerzeit bei der Weltwirtschaftskrise, der Crash fälschlicherweise den schwachen Resten des Kapitalismus angelastet, so werden autoritäre Kräfte bereitstehen und auch die kümmerlichen Reste der Freiheit vollends zertrümmern.

Auf eine Einsicht der Regierenden kann laut Baader nicht gehofft werden. Zu groß ist die Versuchung eines Monopols an beliebig vermehrbarem Geld – an dessen Inflationierung eben nicht alle verarmen. Für die frühen Empfänger des neuen Geldes, den Staat und seine Günstlinge, gelten nämlich noch die alten Preise. Je weiter unten man aber in der Geldvermehrungskette steht, desto mehr verliert man durch die längst gestiegenen Preise. Inflation ist also eine Form der heimlichen Besteuerung.

Sein übriges tut nach Baader das System des „fractional reserve banking“, dass dem Bankensystem ermöglicht, die gleichen Einlage mehrfach zu verleihen (lediglich abzüglich des Mindestreservesatzes), und so aus einer kleinen Einlage eine riesige Kreditmenge herbeizaubert. Für Baader eine Form von Raub: Die Kreditpyramide vermehrt das Geld, und inflationiert damit jede Einheit des bereits vorhandenen Geldes, also auch die ursprüngliche Einlage.

Zu viele haben es sich im System aus gedrucktem Geld und Kreditpyramiden eingerichtet, so die Brandstifter (Zentralbanken und Regierungen), die Großfeuerwehr (der IWF) und die Regenmacher (die Gewerkschaften). Der Staat kann vorgaukeln, seine Wohltaten kämen aus dem Nichts, und wo das nicht mehr reicht, Monster-Schulden anhäufen, die ansonsten unmöglich wären. Er wächst dadurch ins Unermessliche. Der IWF, indem er mittels Scheingeld die Verantwortlichen riskanter Investitionen von den Folgen freikauft, fördert damit riskantes Spekulantentum und macht Krisen wie die in Asien und Argentinien wahrscheinlicher. Die Gewerkschaften können ihre Lebenslüge, die Lohnhöhe resultiere aus einem Machtkampf zwischen Arbeit und Kapital (und nicht, wie es sich verhält, aus dem Grenzprodukt der Arbeit), nur aufrechterhalten wenn die durch sie verschuldete Arbeitslosigkeit durch Geldexpansion verdeckt wird. So gelangt Baader zu dem Schluss, dass Leviathan nur beschränkt werden kann, wenn ihm sein Mastfutter, das Geldmonopol, entzogen wird. Ansonsten gar nicht.

Baader beschließt sein Buch mit der Präsentation einiger klassischer möglicher Auswege aus der Geldfalle. Hayek stellte sich private Währungen vor, die um Stabilität konkurrieren würden. Rothbard wollte die Landeswährung als Gewichtseinheit für Gold definieren. Dann könnte Gold statt in Gramm oder Unzen z.b. auch in „Euro“ gemessen werden, sowie eine Strecke in Metern gemessen wird, und die Zentralbank müsste ihre Goldreserven den rechtmäßigen Eigentümern zurückgeben, bevor sie aufgelöst wird. Am aussichtsreichsten ist vielleicht der Vorschlag von Hans Sennholz, der einfach nur die Institution des „gesetzlichen Zahlungsmittels“ abschaffen und den Markt den Rest erledigen lassen würde.

Baaders Buch ist die große Chance, eine konsequent freiheitliche Position zum Geld endlich aus der Nischenposition zu befreien, in der es sich selbst im Freiheitslager befindet. Er schreibt wie gewohnt einfach, ohne zu vereinfachen, ermöglicht das Begreifen aktueller Phänomene im Licht der klassischen Theorien der alten Meister, und entzaubert dabei so manchen Mythos. Das Buch hat aber auch die eine oder andere Schwäche. So ist die mehrmalige Darstellung der Geld-Frage als die zur Zügelung Leviathans alles entscheidende, aus der sich alles weitere von selbst ergibt, vielleicht etwas überzogen. Hohe Steuern, hohe Schulden und selbst hohe Arbeitslosigkeit werden von der Bevölkerung akzeptiert und der Regierung kaum angelastet. Daher könnte auch eine ehrliche Währung diese Übel nur mindern, nicht beseitigen. Möglichkeiten zur Verschleierung hätte der Staat trotzdem mannigfaltig, man denke nur an den „Arbeitgeberbeitrag“. Vor lauter Beweihräucherung der Österreichischen Schule versäumt Baader es auch, solchen Freiheitsfreunden, die methodisch z.b. der Chicago School näher stehen, eine Brücke zu bauen. Dabei ließen sich sicher auch dort Manche von der Idee eines von staatlicher Willkür vollkommen befreiten Geldes begeistern.

Das mindert aber in keiner Weise das Lesevergnügen. Die Freiheitsliebe, die auf jeder Seite mitschwingt, und die Wut auf die zahllosen Anmaßungen des Staates machen es Freunden der Freiheit schwer, sich nicht mitreißen zu lassen. Wer an dieser Stelle noch nicht überzeugt ist, sich das Buch zuzulegen, der tue es wenigstens aus diesem Grund: Baader zu lesen ist eine Wohltat!


 



eBay Partnerprogramm
 
flirt-feverŪ - Die Single Community!
 
ImmobilienScout24.de
 
Google
 

Herausgeber:
Libertäres Institut Bonn

Weitere Nutzung oder Veröffentlichung der Libertaria-Artikel nur mit Genehmigung der Redaktion und mit Quellenangabe von www.libertaria.de

Libertaria ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten.